print logo

Call-Center-Mindestlohn entlastet Sozialkassen und Bundesbürger

Viele Call-Center-Unternehmen haben mittlerweile erkannt, dass ein Mindestlohn durchaus Vorteile mit sich bringt.
„Wer Vollzeit arbeitet, muss auch von seiner Hände Arbeit leben können. Dies gilt auch für die Beschäftigten von Call-Centern. Es kann nicht sein, dass diese mit Stundenlöhnen von 5,75 Euro oder 6,45 Euro abgespeist werden. Ich hoffe, dass der Hauptausschuss für Mindestarbeits-bedingungen das genauso sieht“, so Volker Geyer, Vorsitzender der Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM). Am kommenden Montag, dem 4. Juli 2011, tagt der beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales angesiedelte Hauptausschuss für Mindestarbeitsbedingungen in Berlin. Auf der Tagesordnung steht dabei der von der DPVKOM im Jahr 2009 über ihren Dachverband dbb beamtenbund und tarifunion initiierte Antrag auf Festsetzung eines branchenspezifischen Mindestlohns von 9,50 Euro. Aufgabe des siebenköpfigen Hauptausschusses ist es, Wirtschaftszweige mit geringer Tarifbindung und sozialen Verwerfungen zu bestimmen, in denen Mindestlöhne gelten sollen. Dazu zählt nach Auffassung der DPVKOM zweifellos die Call-Center-Branche.

Geyer weiter: „Das in der Call-Center-Branche grassierende Lohn- und Sozialdumping muss schleunigst beendet werden. Mehr als sieben Prozent der insgesamt rund 92.000 in reinen Call-Centern sozialversicherungspflichtig Beschäftigten müssen zusätzlich zu ihrem Arbeitslohn Hartz-IV-Leistungen beantragen, um sich und ihre Familie ernähren zu können. Dadurch werden die Sozialkassen und damit der Steuerzahler erheblich belastet. Mit einem Mindestlohn von 9,50 Euro könnten Call-Center-Mitarbeiter ohne staatliche Unterstützungsleistungen ihren Lebensunterhalt bestreiten. Sozialkassen und Bundesbürger würden spürbar entlastet.“

Viele Call-Center-Unternehmen haben mittlerweile erkannt, dass ein Mindestlohn durchaus Vorteile mit sich bringt. So können durch eine Lohnuntergrenze Wettbewerbsverzerrungen reduziert und qualifiziertes Personal gewonnen werden. Zahlreiche Fachkräfte sind nämlich nicht mehr bereit, für Niedriglöhne zu arbeiten, die nahe an der Armutsgrenze liegen. Nach einer in diesem Jahr durchgeführten bundesweiten Umfrage des Call Center Verbandes (CCV) unter mehreren hundert Call-Centern sprachen sich 70 Prozent für einen Call-Center-Mindestlohn aus. Die Frage nach der Höhe des Mindestlohns ergab einen Durchschnittswert von 8,60 Euro. „Das Umfrageergebnis zeigt, dass die Branche einem Mindestlohn durchaus aufgeschlossen gegenübersteht. Aufgrund dieser Tatsache haben wir die beiden großen Branchenverbände CCV und Deutscher Dialogmarketing Verband (DDV) wiederholt dazu aufgefordert, sich für die Gründung eines Arbeitgeberverbandes für die Call-Center-Branche einzusetzen. Mit diesem könnten wir dann tarifvertragliche Regelungen für die Beschäftigten abschließen. Solange jedoch kein Arbeitgeberverband in der Call-Center-Branche existiert, bleibt nur der Weg über einen gesetzlichen Mindestlohn nach dem Mindestarbeitsbedingungengesetz“, so der DPVKOM-Bundesvorsitzende.