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Jedes 5. Unternehmen hat Geflüchtete beschäftigt

Studie der CESifo Group: 22 Prozent der Unternehmen gaben im ersten Quartal 2017 an, in den vergangenen 24 Monaten Geflüchtete beschäftigt zu haben.
ifo Institut | 06.06.2017
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Vor mehr als einem Jahr wurden die Personalleiter gefragt, ob sie in den vergangenen 24 Monaten Geflüchtete beschäftigt haben. Um herauszufinden, wie sich der Anteil der Unternehmen, die Erfahrungen mit Geflüchteten gemacht haben, seitdem geändert hat, wurde das Thema in der aktuellen Befragung erneut aufgegriffen. Im vierten Quartal 2015 gaben noch 7% der befragten Unternehmen an, in den vergangenen 24 Monaten Geflüchtete beschäftigt zu haben oder aktuell zu beschäftigen. Zudem gaben 23% der Personalleiter an, im Laufe des Jahres 2016 Geflüchtete in ihrem Unternehmen beschäftigen zu wollen.

Hat sich dieser Anteil seitdem verändert? Die Ergebnisse der aktuellen Befragung zeigen, dass sich der Anteil der Unternehmen, die Geflüchtete beschäftigt haben, innerhalb eines Jahres verdreifacht hat. Jedes fünfte Unternehmen (22%) gab im ersten Quartal 2017 an, in den vergangenen 24 Monaten Geflüchtete beschäftigt zu haben. 58% der Unternehmen haben bislang keine Erfahrung mit Geflüchteten gemacht. 19% der Unternehmen gaben an, generell keinerlei Einsatzmöglichkeiten in ihrem Unternehmen für Geflüchtete zu haben. Begründet wird dies in den Kommentaren unter anderem mit besonderen Anforderungen bei Sprache, Qualifikation oder anderen branchenspezifischen Voraussetzungen.

Im Verarbeitenden Gewerbe und im Handel scheint es eher Einsatzmöglichkeiten für Geflüchtete zu geben als im Dienstleistungsbereich: Denn unter den Dienstleistern sieht jedes vierte Unternehmen (26%) keine Einsatzmöglichkeiten, im Handel und in der Industrie sind es nur 16% und 14% aller Unternehmen. Gleichzeitig jedoch geben sowohl im Verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungsbereich 21% der Personalleiter an, in den letzten zwei Jahren Geflüchtete beschäftigt zu haben. In anderen Worten bedeutet dies, dass beispielsweise in der Industrie vergleichsweise viele Unternehmen generell Einsatzmöglichkeiten für Geflüchtete sehen, aber dennoch nicht mehr Unternehmen als in anderen Wirtschaftsbereichen Geflüchtete einstellen. In den Kommentaren heißt es von einigen Unternehmen, dass sie bislang noch keine Bewerbungen von Geflüchteten erhalten haben, sodass sich die Frage nach einer Einstellung bei einem Teil der Unternehmen gar nicht erst stellt.

Jedes fünfte Unternehmen, das in den letzten zwei Jahren Geflüchtete beschäftigt hat, nahm dabei staatliche Fördermöglichkeiten in Anspruch. Im Verarbeitenden Gewerbe fiel der Anteil etwas höher aus als im Dienstleistungsbereich; im Durchschnitt über alle Branchen waren es 19% der Unternehmen, die Geflüchtete beschäftigt haben. Aktuell gibt es einige Fördermöglichkeiten für eine Eingliederung von arbeitssuchenden Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Häufig wurde in den Kommentaren der Unternehmen die sogenannte betriebliche Einstiegsqualifizierung genannt, also ein Langzeitpraktikum im Betrieb, das der Vermittlung von beruflichen Grundlagen dient und idealerweise in einer Ausbildung mündet. Zudem nutzen die Unternehmen verschiedene Lohnzuschüsse oder die Förderung von Sprachkursen.

Praktika sind ein bewährtes Eingliederungsinstrument. Unter all jenen Unternehmen, die in den vergangenen 24 Monaten Geflüchtete beschäftigt haben, stellten die meisten Unternehmen Geflüchtete als Praktikanten (43%) ein. 40% der Unternehmen haben Geflüchtete als Hilfskräfte beschäftigt, 33% beschäftigten Geflüchtete als Auszubildende, weitere 8% als Facharbeiter. Im Verarbeitenden Gewerbe wurden Geflüchtete häufiger als Praktikanten eingestellt als im Handel oder bei den Dienstleistern und seltener als Auszubildende als in den beiden anderen Wirtschaftsbereichen.

Zeitarbeit spielt bei der Beschäftigung von Geflüchteten keine große Rolle. Unter den Unternehmen, die bereits Geflüchtete beschäftigt haben, haben lediglich 6% der Personalleiter dies über Zeitarbeit getan. Weitere 5% der Unternehmen mit Erfahrungen mit Geflüchteten planen, diese in Zukunft über Zeitarbeit zu beschäftigen. In Unternehmen, die bislang keine Geflüchteten beschäftigt haben, planen 7% der Personalleiter eine Beschäftigung über Zeitarbeit.

In der letzten Befragung im 4 Quartal 2015 stellten sich mangelnde Deutsch-Kenntnisse als das mit Abstand größte Hindernis heraus, gefolgt von rechtlichen Rahmenbedingungen und der Qualifikation der Geflüchteten. Um herauszufinden, welche konkreten rechtlichen Vorgaben sich als große Hürde bei der Einstellung von Geflüchteten herausstellen, konnten die Personalleiter in der aktuellen Befragung mehrere mögliche Hindernisse bewerten. Im Folgenden werden die Antworten der Unternehmen untersucht, die bereits Erfahrungen mit Geflüchteten gemacht haben und somit aus der Praxis wissen, wo behördliche oder rechtliche Schwierigkeiten bei der Beschäftigung von Geflüchteten liegen.

Eine große Hürde stellte für die meisten Unternehmen der Aufenthaltsstatus der Geflüchteten (45% - siehe Schaubild!) dar, gefolgt von der Dauer behördlicher Verfahren (36%), dem Beschäftigungsverbot bei Geflüchteten aus sicheren Herkunftsländern (34%), der behördlichen Zustimmung (31%), der Anerkennung ausländischer Berufs- und Hochschulabschlüsse (22%), dem Aufwand für die betriebsinterne Betreuung (19%), der Vorrangprüfung (18%) – die jedoch nur noch in bestimmten Regionen besteht –, sowie dem internen Verwaltungsaufwand für das Prüfverfahren (14%).