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Kommunikation verbindet – nicht nur Microsoft und Nortel

Einmal wieder zeigt diese Kooperation, wie sehr der Markt für sprach- und datenbasierte Kommunikation in Bewegung
Berlecon Research GmbH | 25.01.2007

Mitte 2006 hatten Microsoft und Nortel eine Allianz zur gemeinsamen Entwicklung von Kommunikationsdiensten mit dem schönen Namen "Innovative Communication Alliance" gegründet. Nun haben die beiden Unternehmen im Rahmen dieser Allianz eine gemeinsame Unified-Communication-Lösung für Unternehmen angekündigt. Einmal wieder zeigt diese Kooperation, wie sehr der Markt für sprach- und datenbasierte Kommunikation in Bewegung ist und mit welcher Intensität IT und TK zusammenwachsen – mit weit reichenden Folgen für Anwenderunternehmen und ITK-Dienstleister.

Unified Communication (UC) ist das beste Beispiel für das Zusammenwachsen von Daten, Sprache und den zugehörigen Anwendungen. UC ermöglicht es, verschiedene digitale Kommunikationskanäle wie E-Mail, Fax oder Voicemail über nur ein elektronisches Postfach zu verwalten. Darüber hinaus können sie mit Anwendungssoftware wie der Office Suite oder CRM-Systemen integriert werden. Bei Bedarf ist es dann möglich, direkt aus Anwendungen wie Exchange oder Word heraus Kommunikationsfunktionalitäten zu nutzen, z.B. ein Telefonat zu initiieren, Presence-Informationen anzuzeigen oder Instant Messages auszutauschen.

Die Konvergenz von Sprache, Anwendungen und Daten hat in den vergangenen Monaten zu einer Vielzahl von Kooperationen zwischen Herstellern von Netzwerkinfrastruktur, Anbietern von Nebenstellenanlagen und Softwareentwicklern geführt. Die Allianz zwischen Microsoft und Nortel ist dabei nur ein Beispiel unter vielen: So haben jüngst Salesforce und Skype eine Kooperation bekanntgegeben, um die Kommunikationsfunktionalitäten von Skype mit den Anwendungen von Salesforce zu integrieren. Vor kurzem hat der IP PBX-Hersteller Avaya angekündigt, den britischen Kommunikations-Softwareentwickler Ubiquity zu übernehmen. Das Unternehmen entwickelt Lösungen für die Migration zu IP-basierten Infrastrukturen, die sich vor allem auch an Mobilfunk- und Festnetzanbieter, Systemintegratoren sowie unabhängige Softwareentwickler richten. Und wenn sich sogar (wie 2006 verkündet) Siemens und Yahoo! zusammentun, um gemeinsame VoIP-Dienste anbieten zu können, scheint das Potenzial an mehr oder weniger sinnvollen Kollaborationen und Kombinationen schier unendlich.

Diese Marktentwicklungen zeigen deutlich, wohin die Reise geht: Es kommt zu einer zunehmenden Verschmelzung von IT- und TK-Systemen – und das nicht nur auf der Infrastrukturebene, sondern auch auf der Anwendungsebene. Diese Entwicklung betrifft die Carrier, Systemintegratoren und andere ITK-Dienstleister ebenso wie die Anwenderunternehmen.

Für TK- und IT-Dienstleister wird es mittelfristig von zentraler Bedeutung sein, wie sie die rasante Konvergenz von Daten- und Sprachdiensten in ihrer strategischen Ausrichtung und ihrem Dienstleistungsportfolio berücksichtigen. Letztlich dürfte das Angebot integrierter ITK-Dienste und –Kompetenzen für sie mittelfristig zur wichtigen Erfolgsvoraussetzung werden. Gerade die Entwicklung von Plattformen für Managed oder Hosted Communication Solutions von Avaya, Nortel, Cisco & Co. eröffnet Carriern und andere ITK-Dienstleistern vielfältige Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle. Dazu müssen sie allerdings frühzeitig die nötigen fachlichen und auch vertrieblichen Kompetenzen und Kanäle aufbauen.

Für Anwenderunternehmen bedeutet die Konvergenz von Sprache und Daten, dass sie ihre strategischen IT- und TK-Entscheidungen auf diese Entwicklung ausrichten müssen. Das gilt erstens für strategische Entscheidungen zur Gestaltung von ITK-Infrastruktur und –Anwendungen, die eine ausreichende Erweiterbarkeit, Integrationsfähigkeit und damit Investitionssicherheit bieten müssen. Im Report Mobile E-Mail: Strategien für Unternehmen zeigt Berlecon Research beispielsweise, dass Unternehmen heute eine Mobile-Mail-Lösung wählen sollten, die Unified-Communication-Konzepte unterstützt oder die bereits Teil solcher Konzepte ist. Zweitens sollte die Konvergenz-Entwicklung bei Aufbau und Organisation der internen IT- und TK-Kompetenzen berücksichtigt werden. Und drittens spielt sie vor allem eine wesentliche Rolle für die Auswahl von Dienstleistern, die die notwendigen Kompetenzen und Erfahrungen für Installation, Integration und ggf. Betrieb konvergenter IKT-Lösungen mitbringen sollten.

Philipp Bohn (pb@berlecon.de)