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Gedämpfte Stimmung in der Zeitarbeit bereits in 2019

Höchstüberlassungsdauer, Bewerbermangel und schwache Konjunktur sorgen für deutlichen Umsatzrückgang.
Gedämpfte Stimmung in der Zeitarbeit bereits in 2019 © freepik / macrovector_official
 

Bei den 25 führenden Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland ist im Jahr 2019 der Umsatz im Durchschnitt um -8,2 Prozent gegenüber 2018 gesunken. Die zehn führenden Unternehmen im Markt verzeichnen mit durchschnittlich -12,2 Prozent einen noch größeren Umsatzrückgang als alle Unternehmen der Lünendonk®-Liste. Das Geschäftsjahr 2019 wurde wesentlich beeinflusst von verschärfter Regulierung und einer beginnenden Konjunkturschwäche in der Industrie. Neben der Höchstüberlassungsdauer als wesentlichem regulatorischem Einfluss spüren die Zeitarbeitsunternehmen vor allem den Fachkräfte- und Personalmangel. „Im Hinblick auf die Herausforderungen der aktuellen Corona-Krise belastet den Zeitarbeitsmarkt bereits ein sehr schwieriges Geschäftsjahr 2019“, sagt Thomas Ball, Partner beim Marktforschungsunternehmen Lünendonk & Hossenfelder, Mindelheim.

Dies sind erste Ergebnisse der Lünendonk®-Studie 2020 „Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland“, die im Juni erscheint. Die neue Lünendonk®-Liste – das seit 2001 jährlich erscheinende Ranking der nach Inlandsumsatz führenden Zeitarbeitsdienstleister im deutschen Markt – steht ab sofort zum kostenfreien Download bereit unter www.luenendonk.de.

Aufnahmekriterien

In das Ranking aufgenommen werden Unternehmen, die mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes mit Arbeitnehmerüberlassung erwirtschaften (ohne Engineering Services) und mehr als 50 Prozent des Umsatzes am externen Markt generieren – also nicht in einem eigenen Konzern beziehungsweise einer Unternehmensgruppe. Diese Kriterien stellen sicher, dass die Lünendonk®-Liste den Markt für Zeitarbeit ohne größere Verzerrungen abbildet. Ausgewählte und marktrelevante Unternehmen, die die Aufnahmekriterien nicht erfüllen, sind erstmals in einem Subranking dargestellt.

Das Ranking im Überblick

Randstad bleibt Marktführer in Deutschland und überschreitet als einziges Unternehmen einen Jahresumsatz von 2 Milliarden Euro. Das Unternehmen generierte einen Umsatz von 2.059,0 Millionen Euro (2018: 2.383,0 Mio. €). Das entspricht einem Umsatzrückgang von -13,6 Prozent.

Auf Rang zwei folgt Adecco mit einem Umsatzrückgang von -14,4 Prozent auf nun 1.339,3 Millionen Euro (2018: 1.564,2 Mio. €). Von den drei großen, international tätigen Unternehmen verzeichnet ManpowerGroup den prozentual stärksten Umsatzrückgang von -21,0 Prozent auf nun 731,4 Millionen Euro (2018: 925,6 Mio. €).

Absolut belaufen sich die Umsatzrückgänge der drei größten Unternehmen in Deutschland auf -743,1 Millionen Euro (Randstad -324,0 Mio. €; Adecco -224,9 €; Manpower -194,2 €). Das entspricht einem Anteil der Marktführer in Höhe von 59,1 Prozent am gesamten Umsatzrückgang der Top 25 (-1.256,9 Mio. €) – bei einem Umsatzanteil von 43,0 Prozent der gesamten Top 25.

Persona Service auf Rang vier verringert den Abstand zu ManpowerGroup mit einem Umsatz von 709,4 Millionen Euro auf 22 Millionen Euro (2018: 75,8 Mio. €). Den größten relativen Umsatzrückgang verbucht I.K. Hofmann aus Nürnberg auf dem unveränderten fünften Platz des Rankings mit -24,0 Prozent oder 504,6 Millionen Euro Jahresumsatz (2018: 664,0 Mio. €). Dekra Arbeit aus Stuttgart liegt mit nun 407,9 Millionen Euro auf Rang sechs. Der absolute Abstand des Jahresumsatzes zu I.K. Hofmann hat sich in 2019 halbiert. 2018 lag er noch bei 202,3 Millionen Euro, für 2019 trennen I.K. Hofmann und Dekra Arbeit nur noch 96,7 Millionen Euro Umsatz.

Hays ist höchstplatziertes Unternehmen mit Umsatzsteigerung

Hays ist das höchstplatzierte Unternehmen im Ranking, das für 2019 eine Umsatzsteigerung aufweist. Mit nun 382,3 Millionen Euro liegt das Unternehmen weiterhin auf Rang sieben, wenn auch mit einem deutlich geringeren absoluten Umsatzabstand.

Die erste Veränderung im Ranking zeigt sich bei der Orizon GmbH mit Sitz in Augsburg mit einer Verbesserung auf Position acht. Wie im Vorjahr berichtet das Unternehmen inklusive der Otto Work Force und erreicht einen Umsatz von 296,2 Millionen Euro. Orizon büßt etwas weniger Umsatz ein als die TP Group, die nun auf Rang neun kommt und 291,5 Millionen Euro erwirtschaftet.

Piening mit Sitz in Bielefeld profitiert zusammen mit anderen Unternehmen von dem im direkten Vergleich größeren Umsatzrückgang der ZAG aus Hannover und verbessert sich um einen Rang auf Platz zehn. Das Unternehmen ist damit erstmals in den Top 10 platziert. Piening führt zudem eine Gruppe von sechs Unternehmen an, die innerhalb einer Umsatzspanne von 30 Millionen Euro liegen.

Robert Half und Amadeus FiRe liegen im Mittelfeld

USG People mit Sitz in München führt mit einem Umsatz von 240,6 Millionen Euro die Verfolgergruppe der Top 10 an. Auf den Rängen 12 und 13 folgen Robert Half Deutschland und Amadeus FiRe. Beide Unternehmen überlassen mehrheitlich höherqualifiziertes Personal und erreichen marktunüblich in 2019 einen Umsatzanstieg. Lünendonk schätzt den Umsatz von Robert Half in Deutschland für 2019 auf 239,7 Millionen Euro (2018: 226,7 Mio. €). Seit der Veröffentlichung der Lünendonk®-Liste 2019 sind zusätzliche, öffentlich verfügbare Daten erschienen, die eine genauere Schätzung ermöglichen. Die drei Unternehmen Amadeus FiRe, Hays und Robert Half gewinnen aufgrund der nachhaltigen und überdurchschnittlichen Umsatzsteigerung insgesamt an Gewicht in der Lünendonk®-Liste.

ZAG verliert indes aufgrund eines größeren Umsatzrückgangs mit 51 Millionen Euro oder -18,5 Prozent vier Ränge und liegt nun auf Listenplatz 14. Das Geschäftsjahr des Anbieters Tempton ist durch die Übernahme von zwei Unternehmen beeinflusst: Einem Plus von mehr als 500 Zeitarbeitnehmern steht ein Umsatzzuwachs von 14 Millionen Euro gegenüber. Runtime mit Sitz in Bremen gelingt ebenfalls eine Steigerung auf 211,9 Millionen Euro. Office People mit Sitz in Münster blickt auf ein stabiles Geschäftsjahr zurück und weist einen minimalen Umsatzrückgang von 0,9 Millionen Euro oder -0,5 Prozent auf.

PEAG und Gi Group neu in Lünendonk®-Liste

Neu in der Lünendonk®-Liste vertreten ist die PEAG aus Duisburg mit einem Umsatz von 177,9 Millionen Euro. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren den Umsatzanteil mit den Gesellschaftern der eigenen Holding reduziert und erfüllt damit die Aufnahmekriterien der Lünendonk®-Liste. Ebenfalls neu im Ranking ist die Gi Group aus Düsseldorf, die im Jahr 2019 die Ontime Gruppe übernommen und anteilig in den gemeldeten Umsatzzahlen berücksichtigt hat. Iperdi aus Weinheim ist nach einem Jahr ohne Listenplatzierung nun wieder im Ranking geführt.

Die Lünendonk®-Listen bilden traditionell und marktübergreifend im Wettbewerb stehende Unternehmen in B2B-Dienstleistungsmärkten ab. Daher sind nun auch im Markt für Zeitarbeit die mehrheitlich im eigenen Unternehmensverbund tätigen (captiven) Anbieter AutoVision mit einem Umsatz von 174,7 Millionen Euro sowie die DB Zeitarbeit mit einem Umsatz von 159,3 Millionen Euro nicht mehr im Ranking enthalten. Als Marktteilnehmer mit einer relevanten Umsatzgröße, aber überwiegend Umsätzen in der eigenen Unternehmensgruppe und nicht am externen Markt, sind sie in einem neuen Subranking ohne Anspruch auf Vollständigkeit geführt.

Rückgang von Zeitarbeitnehmern und Umsatz

Der breite Nachfragerückgang in der Zeitarbeit ist in den kumulierten Umsätzen der Top 25 abzulesen: Generierten die Top 25 des Jahres 2020 im Geschäftsjahr 2018 zusammen noch 10,8 Milliarden Euro Umsatz, so sinkt dieser für 2019 auf 9,6 Milliarden Euro. Die 25 führenden Unternehmen beschäftigten 2019 im Durchschnitt rund 217.000 Mitarbeiter für den Kundeneinsatz nach 253.300 im Vorjahr. Das entspricht einem Rückgang von rund 14,3 Prozent.

Studienautor Ball kommentiert: „Von den fünf Unternehmen der Top 25, die 2019 ohne Zukäufe mit höherem Umsatz als im Vorjahr beenden konnten, ist eine Mehrheit auf die Überlassung von höher qualifizierten Mitarbeitern spezialisiert. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel sind Personaldienstleister gefragt. Neben der in der Regel auf 18 Monate begrenzten Höchstüberlassung sehen sich die Unternehmen vor allem durch den Mangel an qualifiziertem Personal in ihren Marktaktivitäten eingeschränkt.“

Auswirkungen der Seuchenbekämpfung auf den Markt für Zeitarbeit 

Trotz der durch die Corona-Krise verursachten Beschränkungen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens in Deutschland zeigten sich die 25 führenden Unternehmen bei der jährlichen Studienerhebung zunächst noch verhalten optimistisch für das laufende Jahr 2020. Sie rechneten mit einer leichten wirtschaftlichen Erholung bei ihren Kunden und aufgrund der Tariferhöhung sowie weniger Feiertagen mit einem durchschnittlichen Umsatzanstieg in Höhe von 3,9 Prozent. Eine separat Ende März durchgeführte Lünendonk-Blitzumfrage zeigte jedoch, dass inzwischen mehr als die Hälfte der dort antwortenden Zeitarbeitsunternehmen mit einem Umsatzrückgang von mehr als 10 Prozent für 2020 rechnen. Immerhin 24 Prozent erwarten, dass der Umsatz maximal bei 8 Prozent unter dem Vorjahr liegen wird.

Bezug

Die neue Lünendonk®-Liste 2020 „Führende Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland“ steht ab sofort zum kostenfreien Download bereit unter www.luenendonk.de.

Die umfassende Lünendonk®-Studie wurde diesmal insbesondere um mittelständische Unternehmen erweitert und erscheint im Juni 2020. Sie enthält zahlreiche Marktstrukturdaten sowie die Einschätzung des Marktes zu zahlreichen Themen und Trends. Die Langzeit- und Segmentauswertungen gehen zum Teil bis in das Jahr 2000 zurück. In die detaillierte Studie wurden 71 Dienstleister einbezogen (2019: 52). Sie ist zum Preis von 2.000,- Euro (zzgl. Mehrwertsteuer, inkl. Versand als PDF-Datei) unter www.luenendonk.de vorbestellbar.