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Einzelhandel fordert bedarfsgerechten Ausbau der E-Ladeinfrastruktur

Vor finalen Abstimmungen im EU-Parlament: HDE kritisiert das Ergebnis der Trilogverhandlungen und fordert eine Überarbeitung.
© Pixabay / MikesPhotos
 

Vor der heutigen Abstimmung zur finalen Annahme der EU-Gebäudeeffizienzrichtlinie im Plenum des Europäischen Parlaments kritisiert der Handelsverband Deutschland (HDE) das Ergebnis der Trilogverhandlungen und fordert eine Überarbeitung. Der zur Abstimmung stehende Kompromiss sieht aktuell vor, dass künftig bei neuen Handelsstandorten jeder fünfte Stellplatz mit einem Ladepunkt ausgestattet werden muss. Bei Bestandsgebäuden soll jeder zehnte Stellplatz mit einer Ladesäule ausgerüstet werden, alternativ könnten hier auch für die Hälfte aller Stellplätze auf dem Parkplatz Leerrohre verlegt werden. Der HDE bemängelt, dass mit diesen starren Vorgaben am Ende am Bedarf vorbeigebaut werde.

„Mit einem solchen Ansatz wird weder den Besonderheiten des Ladeverhaltens im Einzelhandel noch den Bedürfnissen der Kunden Rechnung getragen. Eine derartige Planwirtschaft führt zu absurden Ergebnissen, ohne dass die E-Mobilität ernsthaft vorankommt“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Starre Vorgaben zur Anzahl an Ladepunkten seien wenig hilfreich, vielmehr sei der Bedarf an dem jeweiligen Standort entscheidend. „Mit wenigen DC- Schnellladepunkten können im Einzelhandel gerade zu Stoßzeiten wesentlich mehr Fahrzeuge versorgt werden. Die Aufenthaltsdauer beispielsweise im Lebensmitteleinzelhandel ist verhältnismäßig kurz. Der bedarfsgerechte Ausbau ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Verkehrswende. Jegliche rein quantitative Ausbaupflicht geht am Thema vorbei“, so Genth.

Die im EU-Trilog beschlossenen Ausbaupflichten seien außerdem nicht mit der Realität vereinbar. „Wir stecken in einer Krise der Verteilnetze. Bis das Problem gelöst ist und die Netze massiv ausgebaut sind, vergeht Zeit. Gleichzeitig wird schon jetzt eine weitere Verschärfung der Ausbaupflichten beschlossen. Dabei bekommt der Einzelhandel nicht mal die bereits gebauten Standorte ans Netz, und das seit Monaten. Viel zielführender wäre es, bei den Verteilnetzbetreibern anzusetzen und diese in die Pflicht zu nehmen“, so Genth.

Zudem bemängelt der HDE, mit welcher Selbstverständlichkeit die Handelsunternehmen als Tankstellen der Zukunft angesehen werden. „Ladeinfrastruktur ist nicht Teil des Kerngeschäfts im Einzelhandel. Trotzdem hat die Branche in den letzten Jahren massiv in den Ausbau von Ladeinfrastruktur investiert“, betont Genth. So stellt der Handel mehr als 15 Prozent aller öffentlich zugänglichen Ladepunkte. Jeder dritte Schnellladepunkt in Deutschland ist auf einem Handelsparkplatz errichtet. Gleichzeitig liegt die durchschnittliche Auslastung der Ladepunkte aktuell bei 30 Ladevorgängen pro Woche. Damit rechnen sich die massiven Investitionen allenfalls in sehr ferner Zukunft.

„Die Automobilindustrie sollte dringend nachziehen und endlich erschwingliche E-Fahrzeuge auf den Markt bringen, damit der Aufbau der Infrastruktur nicht ins Leere läuft“, so der HDE-Hauptgeschäftsführer. Der Ausbau von Ladeinfrastruktur und die Verbesserung des Produkts E-Auto seien Prozesse, die parallel geschehen müssten. „Wenn mehr E-Autos gekauft werden und der Bedarf steigt, entstehen Ladepunkte an Handelsstandorten auch ohne Verpflichtung“, so Genth.